Spendenaufruf und Fluthilfe im Ahrtal
Wie allseits bekannt ist, gab es in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 eine verherende Flutkatastrophe im Ahrtal. Seit dem 18. Juli 2021 sind wir von So Ham Yoga und einigen Hilfswilligen aus unserem Bekanntenkreis etwa jeden 2. bis 3. Tag vor Ort und unterstützen bei den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten.
Daher haben wir uns entschlossen, eine Spendenaktion zu starten. Die Spendengelder werden zu 100% an die Besitzer vom "Hotel zum Rittersprung" ausgeschüttet, damit diese wieder eine Zukunft hat.
Wir würden uns sehr freuen, wenn du diese Aktion unterstützen möchtest. Gerne kannst du, wenn dir unser Konto bekannt ist, eine Spende mit dem Verwendungszweck
„Spende Fluthilfe Rittersprung“
tätigen. Solltest du keine Kontodaten von uns haben, kannst du sie unter info@so-ham-yoga.de anfordern.
Wir würden uns sehr freuen und bedanken uns ganz herzlich im Namen der Besitzer des "Hotel zum Rittersprung" in der Brückenstraße 4 in Altenahr.
Da wir keine gemeinnützige Organisation sind, dürfen wir keine Spendenquittung ausstellen. Der Betrag wir 1:1 weitergeleitet. Da es sich um eine Spende handelt, werden keine Steuern darauf erhoben, sie unterliegt aber der Steuerprüfung.
Pia und Peter und die vielen anonymen Helfer
Hier unsere kleine Chronik zum Ahrtal. Dieses Ereignis hat mich tief bewegt und deshalb möchte ich es mit euch teilen.
Was mich ganz besonders berührt hat, war die unglaubliche Hilfsbereitschaft und gelebte Solidarität an jedem einzelnen Tag. Es kamen aus ganz Deutschland die Menschen hier her, um ihre Hilfe anzubieten. Wir arbeiteten Hand in Hand und sehr effizient. Obwohl wir uns nicht kannten, lief es wie "geschmiert" und jeder Handgriff saß, da jeder die Notwendigkeit vor Augen hatte und keine anderen Interessen im Vordergrund standen.
Da gab es beispielsweise ein älteres Ehepaar, das aus Würzburg mit dem Wohnmobil unterwegs in den zweiwöchigen Urlaub war und sich kurzentschlossen für eine Woche in das Ahrtal begeben hat. Aber nicht ohne vorher noch Spezialwerkzeug zu kaufen, um dieses dann vor Ort für die weitere Verwendung zurückzulassen. Ein anderer junger Mann hatte 1000 € Spenden aus seiner Bekanntschaft gesammelt, dafür in größerem Stil Profi-Werkzeug gekauft und dies dann an der jeweiligen Baustelle zur weiteren Verwendung zurückgelassen. Andere kamen über Organisationen, wie „Samariterbund“ oder „Haus der Hoffnung e.V.“, in größerem Umfang und gut koordiniert aus ganz Deutschland. Aber auch private Gemeinschaften, die z.B. aus München, Bremen, Thüringen und Berlin angereist waren, übernachteten zum Teil in Zelten, bei Bekannten oder in kostenlos bereitgestellen Hotels und blieben häufig eine ganze Woche. Die Hilfsbereitschaft war überwältigend und hält noch eweiter an, da immer noch viel zu tun ist. Es gibt noch einige Häuser, in denen aufgrund Hilfskräftemangel noch nichts geschehen ist. Auch wird die Hilfe noch über Monate vor Ort gebraucht.
4. Station: Fluthilfe im "Hotel zum Rittersprung"
Als wir in das Ahrtal nach Altenahr hinein fuhren, bot uns ein Anblick der völligen Zerstörung. Die Stadt, so wie wir sie kannten, gab es nicht mehr. Ganze Häuser waren völlig zerstört und nur noch ein Haufen Schutt. Bei anderen Häusern fehlten ganze Fassaden und mußten deshalb abgerissen werden. Selbst die uralten Brücken über die Ahr sind zerstört. Gleise liegen wie verbogene Drähte im Gleisbett und ragen frei über den Fluß. Eine moderne Brücke ist noch intakt. Die Verbindungen in Richtung Maischoss sind völlig zerstört.
Um den nächsten Einsatzort finden zu können, gingen wir zum Koordinationspunkt an der Kirche. Zeitgleich erfuhren wir von einer Hotelbesitzerin, die dringend Hilfe benötigte. Wir hatten uns gesucht und gefunden und gingen sofort mit. Es ist das „Hotel zum Rittersprung“ an der Brückenstraße 4 in Altenahr.
Die Besitzer hatten dieses Hotel Anfang 2021 erworben und wollten Ende August 2021 eröffnen. Entsprechend weit waren die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten vorangeschritten.
Die Besitzerin erzählte uns, dass ihr Mann und ihr jüngster Sohn am Abend der Flut im Gebäude waren. Als in der Nacht das Wasser kam und in das Gebäude eindrang, flüchteten sie auf das Dach. Nach einiger Zeit im Regen und der Kälte sahen sie ein Haus vorbei schwimmen. Vor Angst, die Fluten würden weiter steigen und sie überschwemmen oder das Haus würde den Fluten nicht standhalten, verabschiedeten sie sich voneinander und befürchteten ihren Tod. Nach ca. 6 Stunden der Angst lief das Wasser wieder so weit ab, dass sie unbeschadet vom Dach steigen und mit ihrem Fahrzeug, welches sie glücklicher Weise weiter entfernt höher gelegen geparkt hatten, nach Hause fahren konnten.
Der Anblick des völlig zerstörten Erdgeschosses zeigte uns, dass die Flutwelle durch die Straßenfront hineingebrochen und zur Terrassenfront in Richtung Ahr herausgeflossen war. Es lag eine Menge Arbeit vor uns. Es befand sich kaum noch der eigene Hausstand, bis auf wenige Einzelstücke, die unten auf den Fotos zu sehen sind, in den Räumlichkeiten, sondern hautsächlich hineingespülter Hausrat der umgebenden Gebäude. Die losen Teile waren bereits alle aus den Räumen entfernt und entsorgt worden. Dann begannen wir mit dem Entfernen der Verschalungen, wie Trockenbau und anderer Vertäfelungen, hinter denen sich der Schlamm, der inzwischen schon äußerst unangenehm roch, gesammelt hatte.
Aufgrund des Wassers, welches bis zu einer Höhe von ca. 1,8 m in den Räumlichkeiten stand, quollen zum Teil sehr alte Gebäudestrukturen auf, die entsprechend entfernt werden mussten. Auch die neu mit einem Spezialputz verputzen Wände mussten freigelegt werden. Mit dem Besuch eines Vollprofis, der sich als Bausachverständiger herausstellte und kostenlos seine Hilfe anbot, stellte sich heraus, dass alles, was mit dem Wasser und damit mit dem verseuchten Schlamm in Kontakt gekommen war, entsorgt werden musste. Dies bedeutete, dass im Erdgeschoss, sowie im Keller mit den Kühlanlagen, incl. der zuvor fertiggestellten Kegelbahn, alles bis auf die Grundmauern freigelegt werden musste, einschließlich der gesamten Elektrik, Heizungsrohren und anderer Leitungen. Ein schwerer Schock für die Familie, der auch uns nicht unberührt ließ. Jetzt hieß es auch die ca. 500 qm Fußboden mit z.T. uralten Mosaikflächen herauszureißen.
Der Schock war deshalb besonders groß, weil wenige Tage zuvor ein Versicherungsgutachter vor Ort war, um eine Einschätzung für das Objekt im Rahmen einer Elementarversicherung vorzunehmen, die Versicherungsunterlagen aber zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe nicht zur Unterschrift vorgelegen hatten. Daher besteht kein Versicherungsschutz. Auch die Soforthilfe der Stadt Altenahr konnte von der Familie nicht in Anspruch genommen werden, da sie vorhatte, mit der Eröffnung an diesen Standort zu ziehen. Auch auf eine Hilfe für Geschäftsgeschädigte können sie entsprechend einer Auskunft der Stadt nicht hoffen, da noch kein Gewerbe angemeldet war, was auch Ende August erfolgen sollte.
Ab Ende September werden die Wiederaufbaumaßnahmen beginnen. Bis dahin muss das Gebäude trocknen, Entsprechende Bautrockner wurden geordert. Dann erfolgt eine Zugangssicherung zum Gebäude. Zuerst beginnt die vollständige Neuinstallation der Elektrik, sowie der Wasser- und Heizungsleitungen. Danach der Estrich und der Putz. Aber bis dahin wird noch einige Zeit ins Land gehen, in der die Familie keine Einkünfte hat.
Es wird einige Jahre dauern, bis das Ahrtal wieder hergestellt ist. Und es stellt sich die Frage, ob alle Gebäude wieder aufgebaut werden können. Es gibt bereits einige Häuser, die zum Teil mehrere Hundert Jahre alt sind, die vollständig abgerissen werden müssen, obwohl sie nicht grundsätzlich stark baufällig beschädigt sind, da der giftige Schlamm tief in die alte Gebäudestruktur eingedrungen ist.
Wegen der großen finanziellen Not haben wir uns entschlossen, alle Hebel in Bewegung zu setzten, Unterstützung zu ermöglichen und Spenden einzusammeln, die zu 100% an die Familie weitergereicht wird.
Wir würden uns sehr freuen, wenn du diese Aktion unterstützen möchtest. Gerne kannst du, wenn dir unser Konto bekannt ist, eine Spende mit dem Verwendungszweck
„Spende Fluthilfe Rittersprung“
tätigen. Solltest du keine Kontodaten von uns haben, kannst du sie unter info@so-ham-yoga.de anfordern.
Wir würden uns sehr freuen und bedanken uns ganz herzlich im Namen der Besitzer des Hotel zum Rittersprung.
Pia und Peter und die vielen anonymen Helfer
Hotel zum Rittersprung vor den Aufräumarbeiten
3. Station: Fluthilfe Erftstadt-Blessem
Am Sonntag, den 25.07.2021 führte uns der Weg nach Blessem. Ein Stadtteil von Erftstadt. Hier kam es zu weiträumigen Einstürzen einer nahegelegenen Grube. Auch der Ort war überschwemmt worden und die Keller standen voller Wasser. Da über alle Kommunikationskanäle behauptet wurde, dass die Städte im Ahrtal wegen Straßensperren nicht zu erreichen wären, kamen viele der Helfer hierher. Es waren so viele Helfer, dass ein Großteil durch die Straßen lief, um einen Einsatzort zu finden. Nachdem wir etwa 2 Stunden von der Koordinationsstelle zu einem vermeintlichen Einsatzort, von dort zu einem anderen Einsatzort und dann wieder zur Koordionationsstelle zurückgeschickt wurden, da bereits genügend Helfer vor Ort waren, und dieser Vorgang sich 2 Mal wiederholte, hatten wir den Heimweg angetreten.
2. Station: Fluthilfe in Sinzig
In Sinzig gab es einen Bauernhof, der die Einsätze koordinierte. Von dort sind wir dann in einen Stadtteil gefahren, um ebenfalls beim Keller entrümpeln und von Schlamm befreien halfen. Auch hier waren sehr viele private Helfer unterwegs, aber auch das THW hat gut organisiert mit beiden Händen angepackt. Die Polizei hatte den Bereich weiträumig abgeriegelt, doch war es kein Problem zur Hilfestelle zu kommen. Bei unserer Einsatzstelle handelte es sich um ein Mehfamilienreihenhaus, bei dem die Reinigungsarbeiten bereits sehr weit fortgeschritten waren. Nachdem hier mit dem Abspritzen der Wände begonnen wurde und wir uns eher als im Wege stehend empfanden, sind wir zurück zum Bauernhof, um uns neu einteilen zu lassen.
Es kam zum Einsatz in einem ehemaligen Gnadenhof, unmittelbar an der Ahr. Davon war buchstäblich nichts übergeblieben. Bis auf die Fundamente und ein paar windschiefe Volieren war kein Stein auf dem anderen geblieben, hier konnten wir einige Pflastersteine retten und auf einer Palette aufstapeln. Die herumliegenden, sperrigen Trümmer konnten nur noch mit schwerem Gerät entsorgt werden.
Die Bilder zeigen den asphaltierten Weg zum Gnadenhof, wo die Flutwelle unfassbare Gewalt gezeigt und ein etwa 10 m langes Teilstück des Weges um mehrere Meter versetzt hatte.
1. Station: Fluthilfe in Ahrweiler
Unsere erste Station war Ahrweiler. Mit einem privat organisierten Busshuttle wurden wir am Sonntag in das Tal gefahren. Es sieht schon seltsam aus, wenn ganzer Reisebus voll mit Menschen, auch in den Gängen stehend, mit Schaufel und Eimern bewaffnet zur Einsatzstelle fährt. Denn die Hilfsmittel mußten die Helfer mitbringen, da vor Ort noch keine Koordinationsstelle vorhanden war. Als wir im Ort ankamen, wurde uns eine ungefähre Richtung angegeben, in die wir gehen und uns eine Einsatzort suchen sollten. Nach mehreren Treffen von verständlicher Weise schwer gestressten und zum Teil schwer traumatisierten und kaum ansprechbaren Menschen, kamen wir an ein Haus, welches noch händeringend Hilfe benötigte. Also Schaufeln und Eimer ausgepackt, Ärmel hochgekrempelt und Schlamm aus dem Keller geschippt, um uns den Weg zu den tiefer gelegenen Räumen zu bahnen.
In den ersten Tagen haben wir in Ahrweiler die Keller vom Schlamm befreit. Eine nicht ganz einfache, körperlich anstrengende aber auch nicht ungefährliche Arbeit. Der Schlamm stand etwa einen halben Meter hoch und darin befanden sich alle Utensilien, die sich in einem Haushalt ansammeln und im Keller zwischengelagert werden. Zum teil zerstört, oder nicht ohne Defekt aus dem Schlamm bergbar, gab es entsprechend scharfe Kanten und eine entsprechend hohe Verletzungsgefahr. Der Schlamm war außerdem durchsetzt mit allem, was das Wasser so mitnimmt. Dabei handelte es sich um feinsten Sand/Lehm aus den umliegenden Wienbergen, Fäkalien, Öl, Benzin und auch den haushaltsüblichen Chemikalien, wie Waschmittel, alles, was an Reinigungsmitteln vorhanden ist, aber auch z.B. den Unkrautvernichtungsmitteln aus dem Gartenhäuschen. Dementsprechend unangenehm roch die ganze Region. Der Kontakt mit diesem Schlamm führte zu Hautreizungen und bei Augenkontakt zu vereiterten Bindehautentzündungen. Wunden mußten sofort ausgibig gereinigt und desinfiziert werden, was unter der örtlichen Voraussetzung, dass es kein sauberes Wasser, keinen Strom und dementsprechend kein warmes Wasser gab, ein schwieriges Unterfangen war.
Für uns als Helfer um weiter helfen zu können, war es besonder wichtig, einen nüchternen Blickwinkel auf dieses ganze Leid zu bekommen. Ich hatte Pia geraten, sich vorzustellen, dass das, was auf der Straße liegt, einfach nur Spermüll sei und weggeräumt werden müsse. Und dennoch gehen diese Schicksale einem sehr nahe, denn es sind ganze Existenzen auf die Straße geworfen und mit den Fluten weggeschwemmt worden.
Sehr viele, ausschließlich private Helfer waren in dem Zeitraum, in dem wir dort waren, unterwegs. Nicht nur zum ausräumen der Häuser, sondern auch zum beseitigen des angefallenen Sperrgutes. Hier haben die lokalen Unternehmen mit ihren schweren Geräten, wie Schaufelbagger und Kräne, in einem ersten Schritt zusammen mit den Bauern mit ihren Anhängern aus der Umgebung, die aber auch deutschlandweit zusammen kamen (habe u.a. einen Bauern mit Kasseler Kennzeichen gesehen), ganze Arbeit geleistet und bis zum Sonntag bereits die Straßen soweit vom "Strandgut" geräumt, dass sie begehbar waren. Ein Alptraum für jeden Sicherheitsbeauftragten, denn wir liefen zwischen den schweren Geräten auf der Schlammigen Straße entlang, um zum und vom Einsatzort zu gelangen. Schon beeindruckend, wenn so ein ca. 2 Meter großes Rad eines Radladers sich unmittelbar neben einem bewegt.
Im zweiten Schritt wurden dann die Häuser ausgeräumt und alle Gebgenstände, schlammbedeckt wie sie waren, auf die Straße "geworfen". Hier kamen wieder die freiwilligen Helfer mit ihren´m schweren Gerät zum Einsatz und transportierten alles ab.